Anfang Oktober fand das erste Expertenforum auf stipnetz.de statt. 10 Experten – selbst alle stipnetz-Mitglieder – beantworteten alle Fragen rund um das Thema Sprachenlernen. Die Experten können sich jeweils in mind. fünf Sprachen verständigen und sprechen zusammen über 20 verschiedene Sprachen. Hier nun eine Zusammenfassung der vier häufigsten Fragen sowie drei abschließende Tipps:
Was ist das Wichtigste beim Sprachenlernen?
Viele Experten betonten, dass das Wichtigste sei, Spaß an der Sache zu haben. Einer schrieb z.B.: "Sprachen erlernt man am einfachsten auf eine Weise, wie Kinder das tun. Zuallererst muss man Spaß daran haben. Mir z.B. macht es großen Spaß, die Sprachen weitestgehend akzentfrei zu sprechen."
Es ist wichtig, die Methode zu finden, die für einen selbst funktioniert und an der man Freude hat. Ein Experte meinte, dass es ihm keinen Spaß mache mit Büchern zu lernen, weshalb er darauf ganz verzichte. Manche lieben Grammatik und können so viel mitnehmen, andere lernen gut über Audiobooks oder Sprach-Websites (s.u.). Man sollte anfangs möglichst viele verschiedene Methoden testen, um sich dann auf jene zu konzentrieren, mit denen man möglichst viel Spaß und Lernfortschritt verzeichnet.
Wie fange ich an, eine neue Sprachen zu lernen?
Viele Wege führen nach Rom, aber am besten läuft man mit einem Römer. Die Experten waren sich einig, dass es sinnvoll ist, so schnell wie möglich in der Zielsprache zu kommunizieren. Nachdem man die Grundzüge der Grammatik verstanden hat, kann man z.B. die 1.000 meistverwendeten Vokabeln und wichtigsten Sätze erlernen. Dies ist ein sehr nützlicher erster Werkzeugkasten, um dann mit einem Privatlehrer auf Skype oder zum Tandem-Austausch im Café die ersten Schritte in der Sprache zu gehen.
Idealerweise fährt man auch so bald wie möglich in das Land oder die Region, wo die Zielsprache gesprochen wird, aber auch aus der Ferne kann man sich mit Zeitungsartikeln, Songtexten, Fernsehserien oder Filmen behelfen, um sich der Sprache so umfassend wie möglich auszusetzen. Wichtig bei dem Lernen einer neuen Sprache ist auch die Bereitschaft Fehler zu machen. Lieber ein Satz mit Fehlern als ein nicht ausgesprochener fehlerfreier Satz.
Welche Websites sind besonders empfehlenswert?
Diese Angebote nutzen die Experten besonders häufig:
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memrise.com – eine auf sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen und Crowdsourcing beruhende Lernplattform, die sich sehr gut für das Erlernen von Vokabeln eignet
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duolingo.com – große, kostenlose Lernplattform, die mit Crowdsourcing arbeitet
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ankisrs.net – Anki verwendet ein “spaced repetition”-System, mit dem sich besonders gut lernen lässt (nicht nur für Sprachen übrigens)
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phase-6.de – ähnliche Herangehensweise wie bei Anki, als Produkt nur explizit auf Vokabeln und Deutschland fokussiert
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fluentu.com – Videoclips mit Untertiteln
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italki.com – günstiger Sprachunterricht über Skype
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assimilwelt.com – ein Autodidakten-Programm mit Lehrbuch und Audio-Lektionen
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ted.com/talks – Video-Präsentationen, bei denen man Untertitel in verschiedenen Sprachen hinzuschalten kann
Wie vermeide ich es, ähnliche Sprachen zu verwechseln?
Hier gibt es ein großes Spektrum an unterschiedlichen Erfahrungen. Der sicherste Weg scheint aber der zu sein, erst einmal eine Sprache auf ein sehr gutes Niveau zu bringen bevor man sich einer ähnlichen Sprache widmet. Dies hat im Übrigen den Vorteil, dass z.B. Vokabular einer Sprache sich dann leicht auf andere Sprachen einer Sprachfamilie anwenden lässt. Und man ist tendenziell motivierter, wenn man schon eine Sprache fließend spricht als drei Sprachen auf mittlerem Niveau.
Drei abschließende Tipps
Zum Schluss noch drei Tipps, die viele Leser besonders interessant fanden:
Selbstgespräche
Eine Expertin führt Selbstgespräche in der Zielsprache: “Man übt, in der Sprache zu denken und nimmt die eigene Welt durch den Filter der neuen Sprache wahr. Die neue Sprache wird intuitiver, emotionaler und hat Bezug zum eigenen Leben.” Außerdem ist diese Aktivität äußerst zeitsparend, weil man sie überall machen kann (nicht unbedingt immer laut), und man lernt schnell die für einen selbst wirklich praktischen Vokabeln.
Mensa-Essen
Ein Experte hat bei seinem Auslandsstudium regelmäßig Kommilitonen zum Mittagessen in die Mensa eingeladen, unter der Bedingung, dass ausschließlich in der Landessprache gesprochen wird. Dies hatte sehr gut funktioniert und war auch günstiger als Sprachstunden mit Lehrern.
Zeit vs. Geld
Einem Experten brannte noch dieser Hinweis auf der Zunge:
“Wenn du bereit bist, in deine Sprache zu investieren, dann investiere lieber Zeit als Geld. Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass es meistens viel mehr hilft, wenn jemand ein halbes Jahr einfach einer Gastfamilie abhängt und ein paar Kurse an der Uni besucht (und nicht nur die ganze Zeit zwischen deutschen Erasmuslern rumhängt) als wenn jemand vier Wochen den Mega-Intensivkurs macht und danach alles sofort wieder vergisst, weil die neuen Fertigkeiten nicht geübt werden.”
Ergänzend hierzu meinte ein anderer Experte, dass es auch besser sei 7x pro Woche 10 Minuten zu lernen als 1x pro Woche zwei Stunden. Lernfortschritt braucht Zeit. Aber Zeit ist alles, was es braucht.